"Die Tür ist immer offen. Wenn er mir sagt, dass er nichts anderes will, als für Borussia Dortmund zu spielen, beschäftigen wir uns damit!" Diese Worte wählte BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke Mitte Dezember 2012. Drei Wochen später präsentierte er voller Stolz den von einer Odyssee aus Madrid und Liverpool heimgekehrten Nuri Sahin. Nun könnte sich Geschichte wiederholen.
"Die Tür steht für Shinji immer offen", sagt Watzke heute in der "Bild". Zwar schiebt er ein branchenübliches "Aber im Moment ist das kein Thema" hinterher.
Das tat er in der "Causa Sahin" aber auch. Noch während der Pressekonferenz zur offiziellen Vorstellung des Deutsch-Türken behauptete er, zwei Wochen vorher noch nicht in diese Richtung gedacht zu haben. Da war der Deal längst auf den Weg gebracht.
Nun also Kagawa. Was spricht für eine Rückkehr?
Der Japaner legte eine Blitzkarriere hin, steigerte seinen Marktwert in zwei Jahren von 350.000 auf knapp 20 Millionen Euro. Der Wechsel nach Manchester mit zwei Meisterschaften und einem Pokalsieg im Gepäck kam der Erfüllung eines Traums gleich.
Weltklubs warten nicht
Es folgte eine erste unbefriedigende Saison in der Premier League. Langwierige Verletzungen warfen den Spielmacher hier und da zurück. Lichte Momente wechselten sich mit dunklen ab.
Doch ein Weltklub wie United wartet nicht auf Shinji Kagawa. Im Gegensatz zur Zeit in Dortmund, wo der Japaner die zentrale Figur war, schwimmt er in England nur mit dem Strom.
Und nun baggert der neue Trainer David Moyes auch ganz unverholen an den Mittelfeldspielern Cesc Fabregas und Marouane Fellaini. Die Konkurrenz wird nicht schwächer.
Die Verbindung nach Dortmund - wie bei Sahin - brach nie ab. Jürgen Klopp hält genauso Kontakt zum Publikumsliebling wie einige Spieler. Der weiß das zu schätzen.
Kagawa ist sich sicher, dass man ihn beim BVB mit Handkuss wieder aufnehmen würde. Auch sportlich macht eine Rückkehr nicht nur aus dem romantischen Betrachtungswinkel Sinn.
Die schwarz-gelbe Offensive wird derzeit neu ausgerichtet. Spätestens in einem Jahr wird Robert Lewandowski zu Bayern München wechseln.
Kagawa: "Werde zurückkehren"
Mit Kagawa, Reus, Gündogan, Blaszczykowski, Mkhitaryan, Aubameyang, Hofmann und Sahin könnte der BVB dann eine ähnliche Offensiv-Maschinerie aufbieten wie der Rekordmeister nun unter Pep Guardiola - ohne feste Positionen, jeder Spieler mit Drang zum Tor.
Ein verlockendes Gedankenspiel nicht nur für den Verein. Kagawa spielt verdächtig offen mit dem Gedanken an seinen Ex-Verein.
"Eines Tages werde ich zurückkehren, wenn Dortmund damit einverstanden ist", sagte der 24-Jährige unlängst in der japanischen TV-Sendung "Foot Brain" gesagt. "Eines Tages ist im Fußball ein äußerst elastischer Begriff.
Das erste Jahr bei United sei für ihn "eine harte Zeit" gewesen: "Mir ging zu viel durch den Kopf. Ich bin mit meiner Leistung überhaupt nicht zufrieden. Abgesehen davon, dass wir Meister geworden sind, kann ich mich nicht so fühlen, als hätte ich alles erreicht, was ich wollte. Für mich persönlich war es keine gute Saison."
Berater lässt Fragen offen
Das ist in Dortmund angekommen. Sollte ein Signal der United-Bosse vernehmbar sein, liegt Geld bereit. Auch ein Modell wie bei Sahin - Leihe mit anschließender Kaufoption - wird intern diskutiert.
"Stand jetzt gehe ich davon aus, dass Shinji bei Manchester United bleibt. Aber im Fußball ist nichts ausgeschlossen", wird Kagawas Berater Thomas Kroth zitiert. Ein Dementi klingt anders, heißt es da zu Zeiten des geöffneten Transferfensters meist.
Moyes winkt noch ab
Am längeren Hebel sitzt aber Manchester United. Dort macht sich Ferguson-Erbe Moyes derzeit ein Bild vom Spielermaterial.
"Ich freue mich darauf, mit Shinji zu arbeiten", sagte er kürzlich. "Ich will ihn kennenlernen und werde versuchen, mir etwas Japanisch anzueignen. Er versucht, mein Schottisch zu verstehen."
Der Coach bezeichnete Kagawa höflich als jungen Spieler mit enormem Entwicklungspotenzial. Moyes weiß: Meist entwickeln ausländische Spieler erst in der zweiten Saison das richtige Gefühl für die englische Liga.
Außerdem ist der Marketingwert des beliebtesten japanischen Fußballers auf dem asiatischen Markt nicht zu unterschätzen.
Deswegen wird man zwei Mal überlegen, ob man Kagawa ziehen lässt.
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